Gesellschaft für Tanzforschung
Wir schaffen Begegnung!

Durchatmen und Spuren weiterziehen – Impressionen vom Symposium Sound – Traces – Moves. Klangspuren in Bewegung.

Die Orff-Studierenden eröffnen mit ihrem Stück Silence must be den Jubiläumsabend 30 Jahre gtf innerhalb des Symposiums Sound – Traces – Moves. Klangspuren in Bewegung in Salzburg. Im anschliessenden Perkussionsstück auf einer persischen Tombak verbindet Philipp Lamprecht kreativ und experimentell Rhythmus mit Nonsense-Texten. Ein gelungener Auftakt zu einem speziellen Abend, der in vielerlei Hinsicht Spuren hinterlässt. 

Während des Symposiums präsentieren über 50 Personen ihre künstlerischen und wissenschaftlichen Ergebnisse aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Die verschiedenen Formate wie Lecture, Lecture Performance, Performance und Workshop bewähren sich, denn dadurch fühlen sich sowohl Kunstschaffende, Pädagog*innen, Therapeut*innen wie auch Wissenschaftler*innen angesprochen. Auf einige Beiträge wird im Folgenden kurz eingegangen. 

In Stephanie Schroedters Einführung ins Thema Sound – Traces – Moves. Klangspuren in Bewegung erfahren wir, dass Spurenlesen Kontextwissen verlangt und Spuren als Zeichen zwischen etwas Vermittelbarem zu verstehen sind. Jedes Zeichen verweist auf eine Spur eines anderen Zeichens und Spurenlegen wird somit zu einem künstlerischen Prozess. Im Folgenden steht die Frage nach den künstlerischen Prozessen im Mittelpunkt.

In Helmi Vents Impulsbeitrag Songs of(f) Stage kann auf eindrückliche Art erlebt werden, wie künstlerische Prozesse ausgelöst werden. Anhand eines Films zeigt sie, wie in einem klassisch gebauten Theater mit Unter-, Oberbühne und Galerie auf originelle Art real vorhandene Raumklänge (z. B. Hoch- und Runterfahren einer Bühne) mit Klangräumen von Stimmen und Instrumenten in einen Dialog treten. Zum Beispiel wechselt sich ein rhythmisches Schlagen an Gitter mit einer raumfüllenden Sopranstimme ab – Begegnungen, die so nicht erwartet werden. Die hohe Komplexität sowohl bei der Klangerzeugung wie auch bei den performativen Aktionen fordert die Wahrnehmung bei uns im Auditorium heraus und lässt uns atemlos staunen. 

Im Impulsvortrag und speziell im anschliessenden Workshop von Johannes Birringer ist es der Augenblick aus der Improvisation heraus, wo beim Aufeinandertreffen von auditiven, visuellen und taktilen Aktionen ein „living architectural-textile organismus“ (Birringer) entsteht, eine faszinierend kreative Atmosphäre, die zum Eintauchen einlädt. 

Julia Mach setzt bei ihrem Tanz zur Spurensuche nach den kinästhetischen Ideen des Tänzers Alexander Sacharoff ihren Atem so ein, dass Atem und Stimme hörbar werden. Dadurch bricht eine archaische Energie hervor, die erleb- und sichtbar ist. Über den Weg der Mimesis kann bei den Zuschauenden der Körper der Tänzerin als Musik und die Musik als Tanz wahrgenommen werden. Dem Trio Rose Breuss, Julia Mach und Ursula Brandstätter gelingt es aufzuzeigen, wie die Suche nach verlorenen Bewegungsspuren aus drei verschiedenen Perspektiven künstlerischer Forschung erfolgen kann. 

Der eigentliche Jubiläumsakt besticht durch die Podiumsrunde. Stellvertretend für die verschiedenen Vorsitzenden lassen vier Personen oft auf humorvolle Weise bedeutende Augenblicke aus den vergangenen 30 Jahren aufleben. Sie tun dies anhand ihrer mitgebrachten Gegenstände und den damit verknüpften Erinnerungen, richten zum Schluss aber mit ihren Wünschen für die Zukunft auch den Blick nach vorne.

Visuelle und kinästhetische Spuren lässt auch das Duo con Piano zurück, eine einzigartige Performance von vier Händen, vier Füssen, zwei Körpern und einem Piano, wobei oft nicht klar ist, wer was tut. Die unter sich und mit dem Klavier verschlungenen Körper tanzen und spielen Musik im Trio – ein sich steigernder Genuss an Tanz und Musik.

Beim anschliessenden Feiern werden Erinnerungen aufgefrischt und die gelöste Stimmung zeigt, wie lebendig die Gesellschaft für Tanzforschung ist und bestimmt auch in Zukunft sein wird.  

Die Abschlussperformance in/out von Benjamin Sunarjo wird zur grossen und einzigartigen Überraschung. Der Performer lässt uns mit seinem Atem, der durch eine Aktiv-Box verstärkt wird, hören, sehen und spüren, was wir eigentlich in diesen drei Tagen Symposium erlebt haben: mit einigen ruhigen Atemzügen und Tanzbewegungen beginnend, tauchen nach und nach alle Schattierungen auf wie aufgeregt, freudig erregt, gehetzt, relaxt, erschöpft, atemlos, anwesend und abwesend. Der Künstler selber verschwindet am Schluss und lässt das Auditorium alleine mit dem atmenden Lautsprecher und den entsprechenden Imaginationen zurück. Ein eindrücklicher Abschluss!

Da das Symposium etwas früher als geplant endet, schenken wir uns zehn Minuten Zeit zum gegenseitigen Verabschieden und Beruhigen des eigenen Atems. 

Wir danken an dieser Stelle dem Orff-Institut der Universität Mozarteum Salzburg für die grosszügige Gastfreundschaft und Sonja Stibi für ihren unermüdlichen Einsatz vor Ort. Wir danken Alexa Junge von der Geschäftsstelle für die ausgezeichnete Vorbereitung und den reibungslosen Verlauf in Salzburg, Stephanie Schroedter & Margrit Bischof für ihr Engagement bei der Organisation, Programmation und Durchführung, den Vorstandsmitgliedern für ihren unermüdlichen Einsatz vor Ort, allen Referierenden für ihre Präsentationen und den Teilnehmer*innen für ihr aktives, wohlwollendes Mitmachen. 

Das nächste Symposium findet vom 27. – 29.10.20’17 an der TU in Dortmund zum Thema „Tanz – Diversität – Inklusion“ statt.