Gesellschaft für Tanzforschung
Wir schaffen Begegnung!

 

Das Symposium 2020 musste aufgrund

der Corona-Pandemie abgesagt werden! 

 

Tanzen / Teilen
Sharing / Dancing

Gesellschaft für Tanzforschung (gtf) – Symposium 2021
in Kooperation mit der Tanznacht Berlin 2021 – Uferstudios Berlin

Das Symposium der gtf widmet sich Prozessen des Teilens. Als Bewegung gedacht, enthält das Teilen zwei gegensätzliche Richtungen, es bedeutet sowohl Trennen als auch Verbinden: Wir teilen unser Tanzen, indem wir uns gemeinsam, für einander bewegen. Wir nehmen Anteil, indem wir uns beim Tanzen mit allen Sinnen gegenseitig spüren und uns von den Bewegungen der anderen berühren lassen. Teilen kann mit Blick auf Tanzen aber auch heißen, Differenzen zu erfahren und festzustellen, dass wir einander auf bestimmten Ebenen fremd sind und vielleicht auch bleiben. Mit diesem Spannungspotential möchte das Symposium Tanzen / Teilen. Sharing / Dancing Gelegenheiten geben, gemeinsam über gesellschaftspolitische Entwicklungen nachzudenken.

Teilungsprozesse finden entlang von gesellschaftlichen, geopolitischen und globalen Bewegungen und Risslinien statt, wie Aufbau, Fall und Nachwirken der Berliner Mauer zeigen. Aktuelle Debatten zur Rolle Deutschlands während des Kolonialismus bringen die damit verbundenen Spätfolgen imperialistischer Praktiken zum Vorschein. Ein „Welt teilen“ geht im Werdensprozess nicht immer in einem Gemeinsinn auf, der die Rechte und Wünsche aller gleichermaßen einschließen will. Ansätze, wie die „Dekolonisierung des Wissens“ fordern dazu auf, durch künstlerische wie theoretische Konzepte und Aktivitäten (etwa die Anti-Rassismusklausel an Theatern), gegenwärtige Machtstrukturen in Kunst und Alltag zu erkennen und zu verändern. Diese „Dis/Balancen“ bewegen auch die Tanzforschung. Wie kann gerade die Kunstform Tanz als ein Sharing the dance die Potentiale des Teilens und Verwebens von physischen, theoretischen, politischen und sozialen Ebenen aufzeigen? Wie können Tanz und Tanzen neue Formen der Dialoge zwischen unterschiedlichen Perspektiven, Kontexten und Zeiträumen befördern? Agierende im Feld des Tanzens sind Expert*innen des Mit-Teilens, Teil-Haben-Lassens und Differenzierens. Tanzend, sprechend, schreibend – in der Ausbildung, in der Therapie, in der künstlerischen Praxis, in der Vermittlung, im Archivieren oder in der Forschung – gestalten sie die Ein-Teilungen des Tanzens und halten die Beziehungen von Techniken, Methoden, Genres, Stilen sowie ihre jeweiligen Theorien und Praktiken in Bewegung.

Das gtf-Symposium 2021 lädt zum Sharing dieser vielfältigen Expertisen in die Uferstudios Berlin ein: Dort teilen wir mit der Tanznacht Berlin 2021 Raum und Zeit, um uns über Grenzen und Differenzen von Körpern und deren Bewegungsräumen auszutauschen, Dissens zu wagen, Perspektiven zu entwickeln – über Körper und mit Körpern in ihren vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten. Willkommen sind Impulsvorträge, alternative, experimentelle Präsentationsformen, Lectureperformances sowie kollaborative Formate, die das Teilen von Wissen im und über Tanz ausprobieren oder hinterfragen, inwiefern Tanzen / Teilen. Sharing / Dancing als physischer, materieller oder politischer Akt nachvollziehbar werden kann.


Literatur
Gabriele Brandstetter, „Dis/Balances. Dance and Theory“, in: Dance [And] Theory, hg. v. Gabriele Brandstetter und Gabriele Klein, Bielefeld 2013, S. 197–210.
Luce Irigaray, Welt teilen, Freiburg 2010.
Grada Kilomba, „Who can speak? Decolonizing Knowledge“, in: The Editorial Group for Writing Insurgent Genealogies (Hg.): Utopia of Alliances, Conditions of Impossibilities and the Vocabulary of Decoloniality, Wien 2013, S. 27–31.
Cynthia Joan Novack, Sharing the dance, Wisconsin 1990.