Die alljährlich stattfindenden Symposien, auch Jahrestagungen genannt, bilden den Höhepunkt der Aktivitäten der Gesellschaft. Die Symposien sind interdisziplinär angelegt und dienen einem breiten Austausch. Vertreter*innen aus den verschiedenen Bereichen des Tanzes stellen ihre neuesten Forschungsergebnisse vor, sei es wissenschaftlich oder künstlerisch, therapeutisch oder pädagogisch. In immer wieder neuen Formaten sind die Teilnehmer*innen eingeladen, mitzudiskutieren. Mit ergänzenden Social Events wird Raum für Begegnung geschaffen.
Die Symposien werden meist mit anderen tanzaffinen Verbänden und Einrichtungen konzipiert und organisiert. Daraus entstehen fruchtbare Vernetzungen vor Ort.
Symposium der Gesellschaft für Tanzforschung e.V. (gtf) 2024
19.–21.09.2024 in Essen
in Kooperation mit dem Institut für Zeitgenössischen Tanz (IZT) der Folkwang Universität der Künste,
der AG Moderner Tanz, der Abteilung Musik- und Tanzwissenschaft der Paris Lodron Universität Salzburg
und dem Studiengang Tanz der Musik und Kunst Privatuniversität Wien
2022 wurde die „Praxis des Modernen Tanzes in Deutschland“ in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Mit dieser Auszeichnung hat der Moderne Tanz einerseits eine neue Sichtbarkeit gewonnen, gerät aber auch in die Gefahr, als in sich abgeschlossene und diskursiv aufgearbeitete Entwicklung gesehen zu werden. Hier möchte die diesjährige Jahrestagung der Gesellschaft für Tanzforschung (gtf) Alternativen aufzeigen, indem sie gezielt nach einer Re-Perspektivierung des Modernen Tanzes fragt. Neben einer kritischen Revision der Politiken des Modernen Tanzes sollen vor allem die zahlreichen »hidden narratives« im Fokus stehen und das Verständnis von Modernem Tanz um transnationale, dekoloniale und queere Perspektiven erweitern. Themenfelder wie Emigration, Exil und Diaspora werden dabei genauso behandelt wie geografisch peripheralisierte und queere Tanzgeschichte(n).
Widmet sich die bisherige Forschung zur Geschichte des Modernen Tanzes in Europa diesem vor allem als einem mittel- und zentraleuropäischen Phänomen, möchte die Tagung gezielt einen Blick auf die transnationalen Verflechtungen in Bezug auf Tanzkünstler*innen und ihrer Schulen mit anderen Teilen Europas und der Welt werfen. Welchen Einflüssen unterlagen die tanzkünstlerischen Karrieren zwischen Metropolen des Modernen Tanzes wie München, Wien, Paris und peripherialisierten Tanzlandschaften in- und außerhalb Europas? Welche Formen von Kulturtransfer spiegeln sich in den Werken, Stilen und Genres der Tanzkünstler*innen? Welche Rolle spielten hierbei gesellschaftliche Prozesse im Kontext religions- und nationenübergreifender Diskurse?
Ein weiterer, in vielen Facetten noch zu entdeckender Themenstrang ist die Tradierung und Modifikation von Schulen des Modernen Tanzes im Exil und in der Diaspora. Besonders in der Zeit des Nationalsozialismus verließen, freiwillig oder gezwungen, zahlreiche Tänzer*innen, Choreograf*innen und Tanzaktive Deutschland und Österreich und nahmen ihre Kunst mit – etwa in Länder Südamerikas, nach Skandinavien oder in die USA. Liegen hier zwar einzelne, meist biografisch ausgerichtete Studien und erste Überblicksdarstellungen vor, hält sich eine intensive Auseinandersetzung unter den Perspektiven einer transkulturellen Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte noch in Grenzen.
Nicht zuletzt möchte die Jahrestagung der gtf Tanzkünstler*innen und Tanzforscher*innen zusammenbringen und nach der tanzkünstlerischen Anschlussfähigkeit der Forschungen fragen. Ein spezifisches Tänzer*innen- und Bewegungswissen, das sich in und über die Tanzpraxis generiert, bewahrt und entwickelt, steht dabei im Fokus. Gerade mit Blick auf den Ort der Tagung, der Folkwang Universität der Künste, sollen kreative und künstlerisch-praktische Beiträge ein zentrales Moment der Tagung darstellen.
Die Tagung widmet sich insbesondere vier Themenschwerpunkten:
Konzeption/Planung/Durchführung: Dr. Anja K. Arend, Dr. des. Miriam Althammer, Dr. Claudia-Fleischle-Braun, Dr. Christiana Rosenberg-Ahlhaus, Prof. Dr. Eike Wittrock.
Anmeldung zum Symposium unter folkwang-uni.de.